Die St.-Ulrichs-Kirche in Krumbach-Hürben – Krumbachs ältester Sakralbau
Ein Bericht von Clemens Kraus.

Kurz zur Baugeschichte. Sie ist die Kirche des 1902 mit Krumbach vereinigten Ortes Hürben. Die Grundmauern werden auf das Jahr 1000 bis 1020 n. Chr. geschätzt. Klare Erkenntnis gibt es vom Kirchenbau von 1438. Die quadratische Sandsteintafel mit der Jahreszahl 1438 nennt in gotischen Minuskeln (Kleinbuchstaben) den Erbauer der Kirche, nämlich den aus Thannhausen stammenden Ursberger Abt Wilhelm Sartor. Im Kern ist das Kirchlein also spätgotisch. Seine heutige Form erhielt die Hürbener Kirche im Jahr 1666. Damals hatte ein Umbau stattgefunden, zu dem die 1665 verstorbene Gräfin Maria Christina Fugger aus Weißenhorn, eine Schwester des Krumbacher Lehensherren Graf Maximilian von Lichtenstein, 500 Gulden gestiftet hatte: Erhöhung von Chor und Schiff, Neubau des Turmes an Stelle des baufälligen Alten. Das Innere um 1725 barockisiert, am Chorbogen wurde das gemalte Wappen der Grafen Lichtenstein und die Jahreszahl 1725 angebracht.

Bei der grundlegenden Restaurierung 1984 bis 1986 wurde die barocke Stilrichtung von 1725 wiederhergestellt. Die Arbeiten an dem Kirchlein im „Dornröschenschlaf“ begannen am 9. April 1984 mit dem Abbau des Hochaltares. Er war noch gut erhalten und so brauchten die Malerei und das Blattgold nur aufgefrischt werden. Das geschah übrigens mit frischem Brot (ohne Rinde). Mit ihm ist es nach Expertenmeinung am besten und billigsten möglich, durch leichtes Reiben den Staub von der Marmorierung zu entfernen, ohne dass die Farben Schaden leiden. Aber auch die Blattgoldteile werden auf diese Art neu aufpoliert. Stark beschädigt und nur noch mühsam reparierbar zeigten sich die Seitenaltäre. Auf sie wurde schließlich ganz verzichtet, als an der Rückwand Teile von älteren Fresken zu Tage kamen. Zu etwa 40 Prozent konnten sie von den Kirchenmalern in mühsamer Kleinarbeit mittels Skalpell von den verschiedenen Farbschichten befreit werden. So war es schließlich auch möglich zu erkennen und nachzumachen, was ursprünglich dargestellt war. Die Fresken der beiden Seitenaltäre, entstanden in der klassizistischen Ausstattungsphase 1804, stammen wohl von F. X. Stehle, Krumbach. Der linke Seitenaltar zeigt den Hl. Josef, der Rechte die Hl. Maria Magdalena. Die Altarkerzen durften wir Ministranten wegen der Gefahr der Verrußung nicht anzünden. Was die Fresken betrifft, erlebten die Restauratoren so manche Überraschung. Bis auf die Deckengemälde wurden sie nämlich bei einer Renovierung im Jahr 1951 einfach übermalt, oder aber durch neue Gemälde ersetzt. Ein ganzes Jahr waren die Maler mit scharfen Messern, Reinigungsmitteln und weichen Lappen beschäftigt, um Putz und Farbschichten abzutragen, und fast täglich kam es zu neuen Überraschungen. Nicht nur hinter den Seitenaltären kamen alte Fresken heraus. Gleiches galt für den Eingangsvorraum, am Übergang von Kirchendecke zu den Seitenwänden, im Chorraum und schließlich an den beiden Emporenbrüstungen. Sie alle sind nach alten Vorbildern erneuert worden. Ebenso der Stuck von Michael Stiller aus dem Jahre 1725. Übrigens: nur wer genau hinschaut, bemerkt, dass lediglich der Stuck im Chorraum echt ist, während es sich an den beiden Seiten des Deckengemäldes im Kirchenschiff um eine gekonnte Schattenmalerei handelt, die vom Stuck kaum zu unterscheiden ist. Geblieben ist die historische Orgel (1827) von Josef Anton Dreher aus Illereichen mit ihrem brillanten Klang.

Am Sonntag, 6. Juli 1986 fand um 9 Uhr der Eröffnungsgottesdienst mit der Altarweihe durch H. H. Bischof Dr. Josef Stimpfle aus Augsburg statt. Ich war damals bereits seit sechs Jahren Ministrant in Maria Hilf, und ab diesem Tag von der Ulrichskirche begeistert. Absolut neu war für uns Ministranten die Messe am Hochaltar zu ministrieren. Und als Besonderheit die drei Glocken per Hand mit den Seilen zu läuten – übrigens bis zum heutigen Tag. Dies habe ich ausgesprochen gern gemacht. Auch habe ich es immer geschätzt, dass wir in unserer Pfarrei beides haben. Zum einen die moderne Stadtpfarrkirche Maria Hilf, in der die Liturgiereform des zweiten vatikanischen Konzils von 1965 in die Praxis umgesetzt werden konnte, und zum anderen die alte Ulrichskirche mit ihrem barocken Scharm einer heimeligen Dorfkirche, neben der während der Messe vom südlich angrenzenden Grundstück gelegentlich ein Hahn krähte. Die Werktagsmesse in St. Ulrich dauerte exakt eine halbe Stunde, ohne Organist sogar ein paar Minuten weniger, und wurde sehr gut angenommen. Viele alte Hürbener, die „ihr Ulrichskirchle“ aus Kindertagen bis zur Schließung im Jahr 1968 von innen kannten, strömten damals wöchentlich zum Gottesdienst, so dass der ehemalige Stadtpfarrer Gregor Sing eine aufkommende Konkurrenz zu den restlichen, täglichen Werktagsmessen in Maria Hilf sah, und die Messe dort auf Mittwoch um 8 Uhr ansetzte. Doch in den Schulferien bin ich trotzdem gerne zum läuten und ministrieren gegangen. Nur schade, dass auf die schmale Türe an der Ostseite des Turmes verzichtet wurde. Durch diese konnte man früher ungesehen zur Wandlung läuten, ohne, dass man von der Sakristei aus den Altarraum durchqueren musste. Leider wurde dieser Eingang zugemauert.

Ein besonderes Ereignis durfte die Pfarrgemeinde zum Ulrichsfest am 4. Juli 2004 erleben. Zum ersten Mal in der Geschichte unserer St. Ulrichskirche fand eine Ulrichs-Figur in ihr eine Heimat und wurde im Rahmen der Feldmesse gesegnet. Der Schnitzermeister Florian Härtle aus Oberammergau fertigte im Auftrag von Josef Strobel aus Krumbach den heiligen Ulrich und passte diesen dem barocken Stil des Kircheninneren an. Sie hat an der Nordwand, an dem Pfeiler zwischen Kanzel und Empore ihren Platz. Leider ist dagegen die Ulrichs-Fahne untergegangen und bis heute nicht mehr aufgetaucht.

Wenn das am Anfang erwähnte Datum der Grundmauern stimmen sollte, gehört unsere Ulrichskirche zu den ältesten in der Diözese dem 890 geborenen und 973 gestorbenen Bischof Ulrich von Augsburg geweihten Kirchen. Sein Patrozinium/Namenstag am 4. Juli hat nie gewechselt und ist verbunden mit dem Hürbener Fest, das am Anschluss an den Feldgottesdienst im Biergarten und Gasthof Munding begangen wird. Sie war nie Pfarrkirche, immer Filialkirche. Zeitzeugen haben mir berichtet, dass früher die Ulrichskirche am Sonntag so voll war, dass sich manche draußen auf die Kirchenmauer gesetzt haben, weil die Sonntagsmesse beim Kaplan nicht so lange gedauert hatte, wie beim Stadtpfarrer in St. Michael. Diese Begebenheit ist für mich, gerade in der heutigen Zeit bei einer leider schmerzlich abnehmenden Zahl der regelmäßigen Gottesdienstteilnehmer, ein weder zu belächelnder, noch zu unterschätzender Aspekt, den es meiner Meinung nach aufzugreifen gilt.

Heiliger Ulrich, Streiter in Not, Helfer bei Gott, bitte für uns!

Ulrichsmesse im Jahr 1987, damals war die Raunauer Straße für die Messe gesperrt
Messe vor St. Ulrich, Jahr ca 1988
Handbetrieb für die Glocken, bedient von den Minis

Text und Fotos: Clemens Kraus
Mitglied der Kirchenverwaltung