Campanile

Die Kirche „Maria – Hilfe der Christen“ ist einer der bedeutendsten Sakralbauten in Schwaben aus der 2. Hälfte des 20 Jahrhunderts.

Sie birgt viele Besonderheiten wie z. B. den freistehenden Glockenturm nach dem italienischen Vorbild eines Campaniles. Er besteht wie auch das Gotteshaus selbst nur aus drei Materialien: Beton, Stahl und Glas. Die schlichte und klare Formgebung innen wie außen prägen den Charakter des Turmes.

Wie zwei betende Hände ragen die beiden 42 m hohen Wandscheiben zum Himmel, bergen die Glocken und tragen das weithin sichtbare Stahlkreuz. Obwohl unglaubliche 15 m hoch und 3.000 kg schwer wird es nur von 2 Befestigungspunkten gehalten und trotzt nun schon seit mehr als einem halben Jahrhundert Wind und Wetter – eine statische Meisterleistung!

115 frei auskragende Betonstufen führen zum stählernen Glockenstuhl mit seinen sechs Glocken, die mit einem Gewicht von insgesamt 3.850kg als dynamische Kraft auf die Stahlkonstruktion einwirken.

Architektur und Innenausstattung der Kirche

Das Bauwerk wurde von Manfred Wacker (+ 2012) geplant, einem Architekten aus Ulm. Sein Entwurf sollte die Kirche als feste Burg symbolisieren, als Trutzburg Gottes. Er selbst beschrieb das Gebäude so:

„… der gesamte Kirchenraum setzt sich aus vier Räumen zusammen: Taufkapelle, Haupteingang, An­dachtsraum und Kirchenschiff – keiner findet irgendwie eine fassbare Begrenzung, aber jeder führt zwin­gend ins Zentrum, zum Chorraum – dieser Gedankengang wird in der dritten Dimension fortgesetzt und in der Lichtführung vollends verwirklicht.“

Im Buch „Kirchenbau im Bistum Augsburg 1945 bis 1970“ findet der Autor Markus Würmscher ähnliche Worte:

„Ein dekonstruktivistisches, vielleicht burgähnliches Konglomerat aus verputzten und sicht­betonierten Oberflächen. Der Grundriss ist betont asymmetrisch und erinnert an ein explodierendes Sechseck.“

Der Altarraum wird über ein 41 m langes, für den Betrachter nicht sichtbares Lichtband erhellt. Diese vom Kirchenschiff aus unsichtbare Öffnung taucht den Altarraum in ein fast überirdisches Licht. Dem Betrachter bleibt die Lichtquelle verborgen, er nimmt allein den lichtdurchfluteten Altarraum wahr. Der Priester steht im Licht, das von oben kommt und die Verbindung mit dem Göttlichen symbolisiert.

Für diese Art der Belichtung, sowie für den Baustil des ganzen Gebäudes stand die berühmte Kapelle „Notre Dames du Haut“ in Ronchamp von Le Corbusier Pate.

Über hohe schmale Lichtbänder zwischen unterschiedlich geformten Betonrippen und Wandscheiben werden auch das Innere des Kirchenraumes und die Empore indirekt belichtet.

Dabei sind diese Stahlbetonrippen ganz unterschiedlich geformt, mit unterschiedlichen Winkeln, Breiten und Tiefen, kein Querschnitt gleicht dem anderen. Jede ist ein Unikat, gleichsam ein eigenständiges Individuum mit ureigenen Ecken und Kanten, wie die Menschen eben auch.


Fresko

Die Altarwand wurde 1968 von Prof. Georg Bernhard aus Augsburg gestaltet. Entsprechend dem Zeitgeist dominierten einfache geometrische Formen und erdige Farben.

Die Kirchenbesucher wünschten sich sehnlichst eine bildhaftere Darstel­lung, so dass das Fresko 1985 von ihm nochmals überarbeitet wurde. Nun erzählt das Wandbild Geschichten aus allen Teilen der Bibel und beleuchtet Gott in den vielfältigsten Facetten.

Über allem schwebt als Taube „ruach“ – hebräisch „der Atem Gottes“.

Ruach, die weibliche Urform des Heiligen Geistes, ist Triebkraft des Wandels, die Schöpferkraft Gottes, die immer wieder Neues hervorbringt. Sie findet sich im Alten Testament im Schöpfungsbericht „Ruach schwebte brütend über dem Wasser“ oder als Taube mit dem Ölzweig bei Noah.

Darunter befindet sich im Mittelpunkt der Darstellung das Zentrum allen Seins, ABBA, Gott Vater, und verweist auf das Neue Testament und auf Jesus, seinen Sohn, der uns diese vertrauensvolle Anrede überhaupt erst nahebrachte.

Altar

Die Steinmetzarbeiten stammen von dem Laufener Bildhauer Friedrich Koller.

Der Altarstein aus französischem Muschelkalk besitzt hohe Symbolkraft und steht für die lange Geschichte des Christentums. Er hat viele verschiedene Facette, die jeder einzelne für sich selbst entdecken kann.

Er soll an den Opferstein des Alten Testamentes erinnern, auf dem Abraham Gott sein Liebstes, seinen Sohn, darbringen wollte.

Gott schritt ein und schenkte ihm überreichen Segen in Fülle, wie es in Genesis 22,17 heißt. Gleichzeitig dient der Stein als Altartisch dem Gedenken an das letzte Abendmahl, bei dem Jesus im Kreis seiner Jünger Brot und Wein gesegnet und mit ihnen geteilt hat. An diesem liturgischen Ort feiern wir noch heute Jesu Tod und Auferstehung. Betrachtet man den Stein aus anderer Perspektive oder in anderem Licht kann man wie die Frauen am frühen Morgen das offene Grab entdecken nach Jesu Auferstehung. Er steht aber auch für die Zeit der Christenverfolgung, in der sich die Anhänger Jesu im Geheimen trafen und sich in die Katakomben geflüchtet haben. So soll uns dieser Stein ein Gedenkstein sein für die Liebe und Hingabe an Gott, für den Tod und die Auferstehung. Die zentrale Aussage dieses Altars lautet wohl:
„Nach jedem Dunkel kommt das Licht und bricht sich Bahn.“